Ein „Dankeschön“ in der Weihnachtszeit

In einer Weihnachtskur trafen die Schwestern Anja und Sabina und die achtjährige Maxi aufeinander. Da sich die Kinder gut verstanden, und alle drei zum Weben eingeteilt waren, ließ ich sie nicht einzeln kommen, sondern zusammen. Man kann sagen: Die Kinder waren füreinander geschaffen, unzertrennlich. Sie waren ein lautes lärmendes Trio, in der ganzen Klinik berüchtigt, allgegenwärtig.   Im Stillen nannte ich sie „Die drei Furien.“ Anführerin der „Bande“ war eindeutig Maxi. Die beiden Schwestern, obwohl sie älter waren, verehrten sie, ahmten sie nach und waren bereit, ihr in allen Ideen zu folgen. Sie webten alle drei ausgesprochen gern, und das Weben hatte genau die Wirkung auf sie,   die man sich von einer Therapie  „Weben“ verspricht: Sie wurden ruhig, ausgeglichen, hatten Ideen und Erfolgserlebnisse. Beim Weben wurde   ununterbrochen geredet, was  der Konzentration und dem Arbeitseifer keinen Abbruch tat. Ihre fertiggestellten  Erzeugnisse brachte ich ihnen am letzten Abend der Kur.

Es herrschte eine gespenstische  Atmosphäre im Haus. Vor der Neujahrspause war die gesamte Klinik mit der großen Halle und dem langen Durchgang für die Renovierung eingerüstet und mit Stoffbahnen verhängt. Es gab schon kein richtiges Licht mehr, sondern alles war in eine schummrige Notbeleuchtung getaucht. Die Kinder empfingen mich in der Halle. Aus ihren gewebten rechteckigen Stoffen hatte ich ihnen einige hübsche Sachen genäht: Kissen und Taschen. Als Maxi die Dinge sah, brach sie in gellendes Geschrei aus: „Danke, danke, das haben sie aber schön gemacht!“ Ich sagte, dass sie sich selbst danken müsse, denn sie habe es doch gewebt, aber sie betonte noch einmal: „Nein, sie haben das so schön für uns fertig gemacht!“ Als ich die Klinik verließ, tönte immer noch das gellende „Danke, Danke!“ durch die düster  verhüllte Halle.

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